Pflanzen welken und sterben einfach ab?

tmb_gartenpflege_pflanzen_welken_sterben_einfach_abGartengestaltung / Gartenpflege: Gerade die Pflanzen im und rund ums Haus wachsen uns besonders ans Herz. Wenn sie dann mickern, welken und sterben, ohne dass irgendwelche Schädlinge zu sehen sind, werden wir verunsichert und machen uns Vorwürfe: Was habe ich bloß falsch gemacht? Topfpflanzen nimmt man dann mal aus dem Gefäß und schaut nach den Wurzeln. Bei Pflanzen in Kübeln oder Gehölzen auf der Dachterrasse, im Wintergarten oder vorm Haus ist das oft aber gar nicht möglich. Erst wenn man dann die abgestorbene Pflanze aus der Erde zieht, findet man die Ursache des Verlusts: „Würmer“ haben die Wurzeln radikal weggefressen. Wer hätte aber auch Insektenlarven dort vermutet?

Larven des Dickmaulrüßlers und der Junikäfer fressen gern Wurzeln

Die an warmen Sommerabenden um die Bäume und Häuser schwirrenden Junikäfer oder die überall in der Dämmerung herumlaufenden Dickmaulrüßler legen Hunderte von Eiern ab, aus denen dann später die elfenbeinfarbenen, gekrümmten Engerlinge mit sechs Beinen oder die nur ca. 1cm langen, beinlosen Rüsselkäfer-Larven werden. Azaleen, Alpenveilchen, Primeln, Rosen und Rhododendren, Reben und Wilder Wein sind bevorzugte Befallsobjekte. Da alle bei uns vorkommenden Dickmaulrüßler weiblichen Geschlechts sind, die sich eingeschlechtlich ohne Zutun von Männchen fortpflanzen, genügt ein einziger mit einer Azalee oder einem Alpenveilchen eingeschleppter Käfer, um später mit über tausend Nachkommen die ganzen Dachgarten- oder Terrassenpflanzen unansehnlich zu machen oder gar umzubringen. Die Dickmaulrüßler können im Gegensatz zu den Junikäfern nicht fliegen, ihrem Wandertrieb sind aber anscheinend keine Grenzen gesetzt.

Biologische Bekämpfung der Bodeninsekten-Larven

Zu weit über 90 Prozent erfasst werden diese Larven durch besondere Arten von Fadenwürmern (Nematoden), die im Erdreich leben und sich auf die Parasitierung der genannten Schädlinge spezialisiert haben. Dabei bringen sie die Boden-Schädlinge selbst gar nicht um. Vielmehr übertragen sie beim Eindringen Bakterien, die Ihrerseits die Larven abtöten. Man kann die Nematoden im Gartenfachhandel bzw. bei bestimmten Firmen kaufen, sie in der Gießkanne im Wasser verteilen und an die befallsgefährdeten Pflanzen gießen. Mit entsprechender Bodenfeuchte werden Tausende der nur ½mm langen Würmchen in dem Oberflächenfilm von Bodenpartikeln und zwischen Erdkrümeln schwimmend auf die Insektenlarven treffen und in sie eindringen. Ein Befall von Regenwürmern oder auf dem Boden laufender Haustiere wurde bisher noch nie beobachtet, so dass eine Schädigungsmöglichkeit irgendwelcher anderer Lebewesen oder gar des Menschen ausgeschlossen werden kann.

Nematoden sorgen für die Bodenfruchtbarkeit

Wahrscheinlich wird mancher Pflanzenfreund beim Namen „Nematoden“ bzw. „Fadenwürmer“ erst einmal erschrecken oder zumindest verunsichert sein, verbindet er mit diesem Begriffen doch die Klagen der Landwirte und Gärtner über die pflanzenparasitären „Älchen“; oder er denkt an die dank der Fleischbeschau mit viel Mühe und Aufwand zurückgedrängten humanparasitären Trichinen. Hier wird uns sehr deutlich vor Augen geführt, dass man Organismen wegen ihrer Abstammung oder verwandtschaftlichen Zugehörigkeit zu bestimmten Tiergruppen nicht pauschal in Schädlinge oder Nützlinge einordnen darf. Im Gegenteil, die aufgeführten Tier- oder Pflanzenparasiten unter den Nematoden sind ausgesprochene Spezialisten. Weit mehr als die Hälfte aller bekannten Nematodenarten lebt in unvorstellbar großen Mengen im Boden und ernährt sich dort von Bakterien, Pilzgeflechten und Algen. In einem mittel-feuchten Wiesenboden sorgen etwa zehn Millionen Nematoden pro Quadratmeter für die Stoffumsetzungen, die wir gemeinhin mit dem Schlagwort „Bodenfruchtbarkeit“ bezeichnen.

Die von unseren gekauften und mit der Gießkanne ausgebrachten Fadenwürmer übertragenen Bakterien sind also die eigentlichen „Nützlinge“, und sie sind es auch, die über den Erfolg entscheiden. Denn sie benötigen zu ihrer Vermehrung und Wirkung Bodentemperaturen über zwölf Grad, so dass der Einsatz der Nützlinge vor allem in Wintergärten und Gewächshäusern, im Freiland erst nach entsprechender Erwärmung des Erdreichs Erfolg verspricht.

Text: gartentipps24.de
Bild: Angelina S........ / pixelio.de