Sind das Schädlinge oder Nützlinge im Garten?

tmb_gartentipps_schaedlinge_und_nuetzlinge_im_gartenGartengestaltung / Gartentipps: In der Lebensgemeinschaft im Garten haben die Organismen, die wir als Schädlinge bezeichnen und deshalb bekämpfen wollen, ihrerseits auch wieder Gegenspieler, die wir – da auf unserer Seite stehend – als Nützlinge bezeichnen; ihnen sollte unsere besondere Fürsorge gelten.
 

Wie nützlich sind eigentlich Nützlinge?

Um richtig mit Nützlingen umgehen zu können, muss man sie kennen. Deshalb sollen die wichtigsten Nützlinge hier vorgestellt und Möglichkeiten zu ihrer Schonung aufgezeigt werden. Nützlinge helfen uns ja nicht bewusst; vielmehr gehen sie ihrem Hunger und Jagdinstinkt nach und machen keinen Unterschied, ob ihr Opfer vom Garten-Besitzer als Nützling oder Schädling eingeschätzt wird. Ganz anders sieht es aus, wenn sich Schädlinge oder Nützlinge in einem Bereich aufhalten, in dem mit Lebensmitteln (Produktion oder Logistik) agiert wird. Hier gelten für die Schädlingsbekämpfung besondere Vorschriften, da der Einsatz von Giften eine Gefahr für die Umwelt und für die Nützlinge darstellt. Gegebenenfalls müsste hier z.B. ein digitales Schädlingsmonitoring von Biotec-klute eingesetzt werden.

Wiesel im Garten

Die auch am Tag nicht selten im Garten anzutreffenden Wiesel – vor allem die kleinen Mauswiesel – sind die mit Abstand wichtigsten Vertilger von Wühl- und Feldmäusen – leider auch von nur namens-ähnlichen, räuberisch lebenden Spitzmäusen. Als Schutz im Garten benötigen Wiesel Unterschlupf-Möglichkeiten unter Reisig- oder Steinhaufen; doch auch dort werden die Spitzmäuse ihre Opfer werden.

Igel im Garten

Igel gehören zu den wenigen Nützlingen, die wir bewusst schützen und hegen. Im Garten macht sich der Igel durch Vertilger von Schnecken und nächtliche Jagt auf Mäuse nützlich – vor allem, wenn man ihm einen Reisighaufen als ständigen Unterschlupf bietet und ihn in Ruhe lässt. Leider wird er hier ebenfalls mit Spitzmäusen zusammen treffen. Alle der aufgeführten Spinnen, Insekten, Lurchen und Kriechtiere stehen bedauerlicherweise auch auf dem Speisezettel der Igel. Übrigens: Hunde und falsch verstandene Tierliebe sind des Igels ärgster Feind!

Maulwurf im Garten

Maulwürfe sollten nicht nur außerhalb unseres Gartens geschützt werden. Wer die besonders im Winter und Frühjahr aufgestoßenen Erdhaufen und die Dezimierung von Regenwürmern im Garten hinnimmt, bekommt quasi als Dank des Maulwurfs die Vernichtung der wurzelschädigenden Larven der Kohl- und Wiesen-Schnaken, Drahtwürmer und der stark in Zunahme befindlichen Engerlinge von Mai- und Junikäfern geschenkt.

Spitzmaus im Garten

Die Spitzmäuse sind keine Nager, sondern mit dem Igel verwandte, nachtaktive Insektenfresser. Nachts werden sie das Opfer vom Kauz und Eule, tagsüber von Hunden und Katzen. Spitzmäuse fressen täglich ihr Eigengewicht an Insekten und Schnecken!

Vögel im Garten

Vögel erfreuen uns im Garten nicht nur wegen ihres Gesanges, sie sind auch unentbehrliche Helfer bei der Kleinhaltung von Schädlings-Populationen. Andererseits sollte die Erwartungshaltung an ihre biologischen Bekämpfungserfolge nicht immer so hoch gehängt werden: Vögel können nämlich weder eine Massenvermehrung von Schädlingen verhindern, noch zum Erliegen bringen. Andererseits ist ihr Bedarf an Insekten schon beachtlich: Ein einziges Meisen-Paar frisst mit seinen Jungen im Lauf des Sommers etwa 30kg Raupen! Wegen übertriebener und nicht wirklich erforderlicher Schädlingsbekämpfung kommt es deshalb leider jährlich zu lebensbedrohenden Nahrungsmangel für die Brut. Zahlreiche insektenfressende Höhlenbrüter wie Meisen, Kleiber, Fliegenschnäpper und Rotschwanz lassen sich durch Aufhängen von künstlichen Nisthöhlen im Garten in ihrem Bestand vermehren; die Fluglöcher müssen nur klein genug sein, um brutvernichtende Gartenschläfer fernzuhalten. Für freibrütende Singvögel wie Rotkehlchen, Grasmücken, Zaunkönig und Buchfink bietet eine dichte Hecke (lesen Sie bei uns: Wild-Sträucher - Vogelschutz im Garten) oder ein aufgeschichteter Reisighaufen nicht nur ideale Nistgelegenheit, sondern erhöht auch die Überlebenschancen der Brut, z.B. gegenüber Amseln, Elstern und Eichhörnchen.

Kriechtiere/Reptilien und Lurche/Amphibien im Garten

Besonders Zaun-Eidechsen und Blindschleichen sollte man durch einen kleinen Steinhaufen an sonniger Stelle im Garten vor Raubvögeln, Spitzmäusen und Igeln schützen und Anreiz geben, im Garten zu bleiben. Grasfrosch, Laubfrosch und Kröten spielen an feuchten Stellen als Schnecken- und Insekten-Fresser eine wichtige Rolle. Auch sie benötigen in den Feuchtbiotopen Unterschlupf-Möglichkeiten, weil ihnen Igel, Spitzmäuse und gelegentlich auch der Maulwurf nachts nachstellen.

Insekten im Garten

Bestimmten Insekten kommt im Garten als Nützlingen überraschende Bedeutung zu. Entweder sie stellen als Räuber den Schädlingen nach oder machen als Parasiten ihre Larven-Entwicklung in deren Körpern durch. Sie sind jedoch ausnahmslos die Nahrung der bisher aufgeführten Nützlinge wie Igel und Spitzmaus, Vogel, Kriechtiere und Lurche. Im Garten schützen müssen wir z.B. durch Auslegen von flachen Steinen oder Brettchen die Laufkäfer, die als nachtaktive Jäger von Schnecken und Würmern wegen ihrer dunklen Färbung und ihres Verteidigungsgestanks meist falsch eingeschätzt werden. Viele nützliche Insekten wie Marienkäfer oder Schwebfliegen schützen sich selbst: Die lebhafte Färbung der Marienkäfer wirkt genau so arterhaltend wie die wehrhafte Insekten nachahmende Ausbildung und Färbung von Schwebfliegen. Dazu noch einige Zahlen zu deren Nützlichkeit: Die Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers vertilgt 800, der Käfer selbst später noch über 4000 Blattläuse, die Made der genannten Schwebfliegen während ihrer Larven-Entwicklung auch mehr als 700 Blattläuse.

Spinnen werden in ihrer Bedeutung als Nützlinge oft etwas kritisch beurteilt, weil sie sich bei ihrer Jagt auf Insekten durchaus nicht auf Schädlinge beschränken. Die vielen bei uns im Garten vorkommenden Spinnen-Arten vertilgen dennoch überwiegend Fliegen, Mücken und Blattläuse, die Kreuzspinne pro Jahr nachgewiesene 2kg!

Das Gleichgewicht im Garten der Natur überlassen

Der Garten-Freund mag unterm Strich feststellen, dass sich in seinem Garten ein ungeahnt heftiger Überlebenskampf abspielt, in den „Schädlinge“ wie „Nützlinge“ gleichermaßen eingespannt sind. Er sollte aber nun nicht versuchen, durch Sammlung, Aussetzung oder Züchten von „Nützlingen“ nach Gutdünken in dieses Verknüpfungsgefüge einzugreifen. Vielmehr wird er durch vielseitige Pflanzen-Wahl und naturbelassene Nischen ein Biotop schaffen können, in dem sich nach dem Naturgesetz vom Fressen und Gefressen werden eine Lebensgemeinschaft einstellt, die seinen Garten vorbeugend und erhaltend vor Schädlingsplagen bewahrt.

Text: Tipps24-Netzwerk - HR
Bild©: Thomas Max Müller / pixelio.de