Ihr Kohl wächst nicht?

tmb_nutzgarten_gemuese_garten_ihr_kohl_waechst_nichtNutzgarten / Gemüse Garten: Wenn der Kohl in Ihrem Nutzgarten in der Mittagswärme schlapp aussieht, die Blätter klein bleiben, mehr grau als grün sind und sich krebsartige Missbildungen an den Wurzeln zeigen, dann liegt das an einem Pilz im Garten-Boden

Kohlhernie

Bodenbewohnende Schleimpilze sind es, die über die unterirdischen Organe in bestimmte Gemüse-Pflanzen eindringen und ein Schadbild verursachen, das von kleinen Wurzelverdickungen über fingerförmige Missbildungen bis zu faustgroßen, kropfartigen Wucherungen reichen kann. Der Name Kropf- und Fingerkrankheit ist weniger bekannt als Kohlhernie.

Wenn man diese kranken Gemüse-Pflanzen nicht entfernt und vernichtet – und zwar im Müll, nicht auf dem Kompost! - werden aus den zerfallenden Wucherungen unvorstellbar große Mengen kleiner Vermehrungskörper (Sporen) frei, die in den Boden gelangen, so dass diese Stelle im Garten regelrecht verseucht ist. Der Ausdruck „verseucht“ ist nicht übertrieben; denn diese Sporen können entweder gleich wieder auskeimen oder aber als Dauerkörper viele Jahre lang infektionsfähig im Garten-Boden liegen. Man braucht sich deshalb überhaupt nicht zu wundern, wenn an ehemaligen Befallsstellen bestimmte Pflanzen über Jahre hinweg nicht wachsen und gedeihen wollen.

Auch andere Pflanzen befällt dieser Pilz

Leider ist nicht nur der Kohl unter den verschiedenen Gemüse-Arten besonders gefährdet, sondern alle verwandten Kreuzblütler wie Rettiche und Radieschen, Raps, Senf und Stoppelrübe (Weiße Rübe). Von den Zierpflanzen werden Gänsekresse, Goldlack, Schleifenblumen und Levkojen, von den Wildpflanzen Hederich, Hirtentäschelkraut, Wiesenschaumkraut und Klatschmohn befallen. Sogar einige Grasarten wie Deutsches Weidelgras, Knaulgras und Straußgras können infiziert werden und die Verseuchung im Garten dadurch verstärken. Die Ausbreitung der Hernie von Garten zu Garten oder noch großräumiger erfolgt durch Verschleppung mit befallener Erde oder mit Jungpflanzen. Die sorgfältige Kontrolle gekaufter Setzlinge beugt deshalb einen Befall deutlich vor.

Bekämpfungsmaßnahmen

Bewährt hat sich in einem kleinen Nutzgarten, Kohlpflanzen grundsätzlich nur auf Beete zu bringen, die als Vorkultur Zwiebeln oder Lauch trugen; diese Arten besitzen anscheinend eine gewisse Reinigungskraft.

Mit Pilzbekämpfungsmitteln (Fungiziden) kann man den Erregern der Kohlhernie nichts antun, sie wirken nicht auf diese Gruppe der Urpilze. Seitdem man beobachtet hat, dass die Hernie bevorzugt auf sauren oder mit Torf versorgten Gartenboden auftritt und dass die Keimung der Pilzsporen bei neutraler oder basischer Bodenreaktion deutlich gehemmt wird, versucht man, dem Herniepilz das Lebensmilieu durch Kalkzufuhr unerträglich zu machen.

Üblich ist das Aufkalken des Erdreichs mit Kalkmergel oder kohlensaurem Kalk (200-300 g/qm) – erhältlich in Baustoffhandlungen oder Farbengeschäften. Anhänger des alternativen Anbaus von Gemüse bevorzugen Kalkalgenmehle aus Gartenfachgeschäften. Bewährt hat sich auch der gezielte Einsatz von Spezial-Kalkstickstoff (Garten- und Landhandel). Durch Ausstreuen und flaches Einarbeiten von 100-120 g/qm Kalkstickstoff 14 Tage vor dem Pflanzen des neuen Gemüses kann man den Kohlhernie-Befall deutlich mindern oder ganz unterdrücken.

Biologisch dauert es länger

Mit der folgenden Anbautechnik hat man auf Hernie-verseuchten Flächen einen gewissen Reinigungseffekt erzielt:
Im zeitigen Frühjahr wird für die Dauer von zwölf Wochen Raygras (Deutsches Weidelgras Lolium perenne) kultiviert, eingearbeitet und danach die Fläche bis zur Gemüse-Pflanzung etwa sechs Wochen lang brach liegen gelassen. In Anbetracht der Problematik der Kohlhernie lohnt sich da sicherlich so ein Versuch der Bodensanierung. Da das Weidelgras ja selbst Befallpflanze ist, kan man sich eine positive Wirkung auf den Standort nur so vorstellen, dass es die pilzlichen Schaderreger geradezu auf sich zieht und die Gemüsepflanzen deshalb unbehelligt wachsen können.

Text. Gartentipps24.de
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